Hallux valgus

Der Hallux valgus (Ballenzehe) ist eine Fehlstellung der Großzehe mit einem Schiefstand nach lateral (zum Wadenbein hin) und gleichzeitiger Achsenabweichung des ersten Mittelfußknochen nach medial (zur Körpermitte hin). Dabei tritt der Großzehenballen am Fußinnenrand oft deutlich hervor und verursacht meist einen schmerzhaften Schuhkonflikt. Des Weiteren verdrängt die Großzehe durch die Achsenabweichung die Kleinzehen und ist für die Entwicklung von Krallen- und Hammerzehen maßgeblich verantwortlich. Aufgrund der Abweichung des ersten Mittelfußknochens nach innen entzieht sich dieser zudem der mechanischen Belastung bei Abrollbewegungen mit konsekutiv erhöhter Belastung der Mittelfußköpfchen II–IV. Aufgrund der erhöhten Belastung treten dann zunehmende Schmerzen im Vorfußbereich (Metatarsalgie) mit Bildung von Schwielen auf. Dabei ist der zweite Strahl am häufigsten betroffen.

 

Therapie

Aufgrund der dreidimensionalen Fehlstellung des Mittelfußknochens beim Hallux valgus kann eine erfolgreiche Korrektur nur operativ erfolgen. Eine Behandlung mit Schienen kann die dreidimensionale Fehlstellung beim Erwachsenen nicht adäquat korrigieren, sodass nach Abnahme der Schiene die Deformität zurückkehrt.

Da es eine Vielzahl chirurgischer Eingriffe zur Korrektur des Hallux valgus gibt, sind mittlerweile internationale Standards aufgestellt worden. Maßgeblich für die Auswahl der anzuwendenden Operation ist das Ausmaß der Fehlstellung. Dabei wird die Fehlstellung in drei Schweregrade eingeteilt:

  • Achsenabweichung mit einem Intermetatarsalwinkel von 10 bis 15°

In diesen Fällen werden eine körperferne/gelenknahe Umstellung (Korrekturosteotomie) des ersten Mittelfußknochens nach Chevron und die Fixierung der Korrektur mit einer Schraube angewandt.

  • Achsenabweichung mit einem Intermetatarsalwinkel von 16 bis 20°

Bei einer Fehlstellung von über 15° reicht die gelenknahe Umstellung des Mittelfußknochens nach Chevron nicht mehr aus, sodass meistens eine doppelte Umstellung mit zusätzlicher Korrektur des Schaftes erforderlich wird. Hierzu wird dann zusätzlich eine winkelstabile Platte zur Stabilisierung der Umstellung eingebracht.

  • Achsenabweichung mit einem Intermetatarsalwinkel von über 20°

Bei einer ausgeprägten Fehlstellung der Großzehe muss meistens das TMT-1-Gelenk versteift werden, um ein Zurückkehren der Fehlstellung zu vermeiden. Hierzu wird ebenfalls eine winkelstabile Platte eingebracht. Zudem liegt bei dieser ausgeprägten Deformität häufig ein abgekippter Gelenkflächenwinkel (DMAA-Winkel) vor, der zusätzlich durch eine modifizierte Chevron-Osteotomie nach Reverdin-Green korrigiert wird.

 

Nachbehandlung

Der Eingriff erfolgt unter stationären Bedingungen, die durchschnittlich 2‒3 Tage dauern. Die Nachbehandlung erfordert in allen drei Fällen eine sechswöchige Versorgung mit Hilfsmitteln. Die Mobilisation wird nach einer reinen Chevron-Osteotomie unter Vollbelastung mit einem Vorfußentlastungsschuh vorgenommen. In den übrigen Fällen erfolgt die Mobilisation im Verbandsschuh mit einer Teilbelastung von 20 kg Körpergewicht. Des Weiteren wird für die ersten 6 Wochen eine spezielle Quengelschiene (Hallufix®) angelegt.

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© Emrah Esmer